Revolution in der Box


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Regina Mielich

Stuttgart
*1965 in Reutlingen

Der Volksheld 1998
Stahl, Käfer, Lack, Blattgold
13 x 47 x 3 cm

Der Volksheld

DER VOLKSHELD

Künstlerische Arbeit ist immer ein Ausdruck der Auseinandersetzung eines Individuums mit seiner objektiven Lebenswelt. Die Authentizität künstlerischen Schaffens ist damit diesen beiden Polen verpflichtet. Auch eine auf größtmögliche Welthaltigkeit angelegte Arbeit erhält ihr integrierendes Moment aber letztlich durch das Individuum.

Die künstlerische Identität von Regina Mielich ist einem vollkommen freien Arbeiten erwachsen. Es ist nicht verwunderlich, daß ein thematisch gebundener Einstieg zu einer inneren Auseinandersetzung führen muß. Nicht das Selbstgewählte, sondern das von außen an sie Herangetragene verlangt nach Verwandlung.

Die Integrität ihrer Arbeit einerseits, das Ethos des Themas andererseits müssen diesen Kampf geradezu auf den Plan rufen und haben zu dem Werk "Der Volksheld" geführt. In einer vollendeten Form ist darin das Weitersprechen der eigenen Arbeit – Stahlobjekte, die Behausungen ähneln, werden in einer Reihe von Käfern bewohnt – mit einer Reflexion über die Revolution von 1848 verbunden.

Mit kalter Eleganz dringen die Stahlspitzen von außen ein. Sie durchbohren ... und verweisen unbarmherzig auf den Volkshelden. Diesem Zeigegestus korrespondiert das Schwebende des Käfers - auf der Flucht (?). Es liegt darin dasjenige Moment der Revolution fixiert, das die unabwendbare Kraft, mit der sie sich Bahn bricht anzeigt, auch wenn die von ihr ausgehende Bedrohung zuallererst gegen ihr ureigenstes Zentrum gerichtet ist. Es ist dies der in Blut getauchte Volksheld. Reste seines Goldes zeugen von einem ganz besonderen Stolz: Entschlossen spielt seine Farbtracht auf den ideellen Gehalt dieses Aufbruchs an. Das Verbrechen an der Menschlichkeit aber ist mit seiner so geschaffenen, anrührenden Seinsweise in eine poetische Form gebannt.

Eva Abt für Regina Mielich